Als jemand den heiligen Ignatius frug, wie er reagiert hätte, wenn sein Orden hätte aufgelöst werden müssen, antwortete er, dass, um so eine Krise zu überwinden "ihm eine Stunde Gebet genügt hatte". Nicht nur er, sondern jeder der betet, kann den Frieden als Frucht erproben. Im Gebet, oder besser in der Begegnung mit Gott, findet der geistliche Mensch, wenn er sich zu Gott zurückwendet, Ruhe für sein unruhiges Herz. Es ist die Natur des Feuers, nach oben zu brennen. In gleicher Weise strebt auch das Wünschen des Menschen nach oben. Nur wenn man dieser Ordnung folgt, zu der der Mensch von der Liebe her bestimmt ist, findet er seinen Frieden.
Der ruhelose Mensch ist in seiner eigenen Aktivität zerstreut, noch unfähig, seine Affekte zu ordnen, die anstatt nach oben zu streben nach unten ziehen. Es geht um eine geistlich unreife Person, der oft der Friede fehlt; wie ein Boot unter den drohenden Winden und Fluten in ständiger Seenot ununterbrochen hin und her geworfen, in dem - könnte man sagen - Christus noch schläft. Diese Affekte, die der heilige Augustinus den Füssen gleichstellt, müssen, wie die Bewegungen der Seele zwar noch auf Erden gehen, müssen aber nach oben streben. Ich möchte vermeiden, dass eine solche Überlegung irrige Ideen erregt und uns denken lässt, man wolle jede Art irdischen Affekts verurteilen und nur jene gelten lassen, die zu Gott führen. Wir müssen uns von solchen Behauptungen weit entfernen, denn der Herr selbst weist uns an, den Nächsten zu lieben - das ist ein Gebot nicht ein Wunsch - aber immer im Zusammenhang mit der göttlichen Liebe. Diese lehrt uns, dass menschliches Glück unvollkommen ist und deshalb unfähig, das Menschenherz ganz zufrieden zu stellen. Wir können schlussfolgern, dass unser unruhiges Herz nur in Gott Ruhe findet.
In unsrer Friedenssuche gibt es eine andere Art Fehler, die in jedem Fall zu vermeiden sind, nämlich, dass wir aus dem Frieden "etwas Absolutes" machen. In der Vergangenheit gab es eine mystische Strömung, genannt "Quietismus" in welcher der Mensch all seine Kräfte einsetzt, um den Frieden zu suchen, und damit setzte er Gott in gewissem Sinn an die zweite Stelle. So wird der Herr zum Instrument, den Frieden zu erlangen. Jesus aber sagt: "Ich bin gekommen den Krieg zu bringen, nicht den Frieden". Der Friede, auf den Jesus sich bezieht, ist ein falscher Friede: ein Friede, den man haben will ohne das Kreuz, ohne den eigenen Tod, ein Friede, der uns wieder voll in unsern Egoismus und unsere Ängste fallen lässt, die ihrerseits wiederum eine Art geistlicher Flucht erregen können unter der Maske eines scheinbaren Friedens.
Der Friede ist immer Frucht von etwas: Frucht der Gegenwart des Heiligen Geistes, aber auch Frucht unserer guten Werke. Für gewöhnlich sagt man, wenn man gute Werke vollbrachte, habe man ein gutes Gewissen. Mystisch betrachtet spricht man von der Ruhe der Seele als Frucht guter Werke. Und die Seele, die von bösen Werken ruht, ist darum frei von Sünde. Im Gutes-Tun ahmt sie ihren Schöpfer nach, der nach der Vollendung der Schöpfung - er sah, dass es gut war - am siebten Tag ausruhte. Wir können daraus schliessen, dass der Friede ohne das Gute zu tun eine Art Schein-Friede ist. Es ist aber auch wahr, dass der Christ auf der Friedenssuche ein Paradoxon lebt, denn er muss auf sein Kreuz schauen, von dem ihm der Friede kommen wird. Das Erbarmen Gottes ist die Quelle all unseres Friedens. Der Mensch verliert durch die Sünde den Sinn für die Gerechtigkeit und die Fähigkeit, den Frieden auf Erden zu festigen. Nur durch das Eingreifen der Gnade, welche die Neuordnung der Schöpfung ist, wird es möglich, Friede auf Erden zu haben. Vertrauenvoll müssen wir unsern Frieden suchen in der Vergebung des Vaters, bzw. im Sakrament des Versöhnung, dem grössten Friedensquell.
Diese Gnade erbitten wir von der Königin des Friedens, die uns seit zwanzig Jahren lehrt, dass der Friede ein persönliches Ereignis ist zwischen Gott und dem Menschen. Ein ganz persönliches Geschehen, weshalb er vom Menschenherzen ausgehen muss, das seinerseits in der Familie lebt. Von der Familie her strahlt er dann in die ganze Welt hinaus.