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Ist Medjugorje eine geistliche bewegung in der Kirche?

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Content of the article
  1. Ist Medjugorje eine geistliche Bewegung?
  2. Ist Medjugorje eine Bewegung in der Kirche?
  3. Was zu tun dringend notwendig ist!

Was zu tun dringend notwendig ist!

Ein klassisches Prinzip der katholischen Soziallehre ist das Subsidiaritätsprinzip. Es besagt, dass Aufgaben und Konflikte zunächst auf der unteren Ebene zu lösen sind. Sobald sich herausstellt, dass die untere Ebene damit überfordert ist, muss die nächsthöhere Ebene zu Hilfe kommen. Das ist im Fall Medjugorje geschehen. Als sich zeigte, dass die bischöfliche Untersuchungskommission von Mostar ihrer Aufgabe nicht gewachsen war, wurde auf römische Anordnung hin die Jugoslawische Bischofskonferenz beauftragt, den Fall zu übernehmen. Inzwischen zeigt sich überdeutlich, dass auch die Bischofskonferenz damit überfordert ist. Man beachte nur die aufschlussreiche Bemerkung von Kardinal Kuharic in dem schon zitierten Interview von 1996. "Die Bischofskonferenz hält an dem Urteil, das sie vor dem Krieg über Medjugorje gefällt hat, noch fest." Das klingt so, als wolle man dieses Urteil möglicherweise revidieren. Aber wie denn? Wie denn, wenn die Untersuchungskommission überhaupt nicht ernsthaft arbeitet? Ob sie es nicht kann oder ob sie es nicht will: in diesem dringenden Fall, der die ganze Kirche betrifft, muss nach dem Subsidiaritätsprinzip nun die letzte und höchste Instanz aktiv werden. Jetzt sind die römische Glaubenskongregation und der Papst gefragt. Es muss eine neutrale, unabhängige Kommission aus Theologen und Fachleuten gebildet werden, bei der alles auf den Tisch kommt und geprüft wird. Eine Kommission, die nach dem Grundsatz vorgeht: audiatur et altera pars! Beide Seiten müssen gehört und beide Seiten müssen ernstgenommen werden. Die Vertreter und Befürworter der Medjugorjebewegung und ihre Gegner.

Wie dringlich der Einsatz der letzten und höchsten Instanz der Kirche ist, mag ein interessanter Vorgang erläutern, der sich schon 1983 abgespielt hat. Der slowenische Jesuit R. Grafenauer wollte sich eine eigene Meinung über Medjugorje bilden. Er besuchte Bischof Žanic in Mostar, blieb drei Tage dort und besprach sich mit ihm und hörte 20 Tonbandkassetten an, die der Bischof u. a. bei seinen Gesprächen mit den Seherkindern aufgenommen hat. Daher war der Fall Medjugorje für ihn erledigt. Das Material schien ihm zu beweisen, dass Medjugorje nicht echt sein könnte. Als er dann auf Drängen des Bischofs doch noch nach Medjugorje fuhr, die Seherinnen und Seher, die Gemeinde und auch P. Tomislav Vlašic, den Pfarrer kennengelernt und gesprochen hatte, änderte er seine Meinung vollständig und kam zu der Überzeugung, dass die Erscheinungen echt seien. Man sieht an diesem Beispiel sehr gut, dass beide Seiten starke Argumente haben. Ich selbst gestehe gerne ein, dass ich mich nie für Medjugorje interessiert hätte, wenn ich nichts als nur das Papier des Bischof Žanic kennen würde. Da werden Äußerungen der Gospa angeführt, die sehr fragwürdig sind. Da gibt es Widersprüche und Ungereimtheiten in den Aussagen der Seherinnen und Seher, die nicht leicht aufzulösen sind. Da bleibt z. B. die Frage offen, ob Vicka Ivankovic ein Tagebuch geführt hat oder nicht. Trotz dieser und anderer Probleme bin ich mit Theologen wie René Laurentin und Hans Urs von Balthasar der Meinung, dass sie nicht ins Gewicht fallen, wenn man sie mit den Zeichen der Echtheit vergleicht. Hilfreiches und Klärendes hat dazu P. Ljudevit Rupcic in seinem Buch "Die Wahrheit über Medjugorje" geschrieben. Es versteht sich als eine Antwort auf die Erklärung des Bischofs von 1990. Was bestimmte Worte der Gospa in der Wiedergabe der Seherinnen und Seher angeht, so muss man auch das Wort der verantwortlichen Seelsorger von Medjugorje lesen, das von theologischer Kompetenz zeugt und 1986 herausgegeben wurde. Es macht auf mögliche Fehlerquellen aufmerksam und warnt davor, interessegeleitete Fragen in den Erscheinungsvorgang einzubringen. Schließlich ist für eine Beurteilung von Erscheinungen und Botschaften mit zu bedenken, was Karl Rahner in seinem Buch "Visionen und Prophezeiungen" geschrieben hat (Tyrolia Verlag, Innsbruck, 1952). Ich meine vor allem seine Unterscheidung von mystischen Visionen, die einzelnen Menschen gelten, und prophetischen Visionen, die für Kirche und Welt bedeutsam sind und für die er den Begriff "Privatoffenbarung" in Frage stellt. Beachtenswert ist weiter, was er über die Mitbeteiligung der Psyche bei der Umwandlung der empfangenen Visionen und Auditionen in Bild und Wort schreibt.

Der Fall Grafenauer zeigt, dass es wenig Aussicht auf Erfolg gibt, wenn Gegner und Befürworter von Medjugorje sich an einen Tisch setzen, um den Fall zu klären. Jeder hat seine Argumente und längst seine Option getroffen. Jeder ist davon überzeugt, die Wahrheit auf seiner Seite zu haben. Ein Grund mehr für das subsidiäre Eintreten der höchsten kirchlichen Instanz im Fall Medjugorje. Für die Beurteilung von Erscheinungen und Botschaften gibt es in der Sprache der römischen Theologie drei klassische Formulierungen: 1. Constat de non supernaturalitate, 2. Constat de supernaturalitate, und 3. Non constat de supernaturalitate. Es ist für Nichtfachleute zugegebenermaßen schwierig, die dritte dieser Formeln richtig zu interpretieren. In der Tat ist das Urteil "Non constat de supernaturalitate" in Presseschlagzeilen so wiedergegeben worden: Nichts Übernatürliches in Medjugorje! Wobei dieses Urteil von Zadar tatsächlich den Fall Medjugorje offen lässt: Es steht nicht fest, ob die Ereignisse von Medjugorje einen übernatürlichen Charakter haben. Man kann es verzeihlich finden, dass Journalisten in ihrem hektischen Tagesgeschäft sich derart irren, besonders wenn die Pressemitteilungen des Bischofs von Mostar die Erklärung von Zadar derart mißinterpretieren. Erstaunlich ist allerdings, dass selbst einem Kardinal eine solche Fehlinformation unterläuft, wie sie in dem Interview vom 14. September 1996 in der Wiener Zeitschrift MEDJUGORJE dokumentiert ist. Zeugt sie vielleicht von einer negativen Voreingenommenheit?

Noch einmal zurück zur Sache, um die es geht. Der Bischof Pavao Žanic geht davon aus, dass die Franziskaner den "Fall Herzegowina" in das Phänomen von Medjugorje hineingemischt haben. P. Tomislav Vlašic hingegen erklärt, dass er immer bemüht gewesen sei, die Erscheinungen von Medjugorje nicht mit dem "Fall Herzegowina" zu belasten. Ich frage mich: Könnte es nicht sein, dass die Königin des Friedens mit ihrem Aufruf zu Umkehr und Versöhnung auch den "Fall Herzegowina" im Blick hat? Nachdem Marija Pavlovic am 26. Juni 1981 die Gospa sah, wie sie vor dem Kreuz stehend unter Tränen sagte: Friede, Friede, ihr müsst Frieden suchen!, haben sich viele gefragt: Was meint sie denn? Wir haben doch Frieden! Ja, es gab keinen Krieg. Aber es war kein Frieden in der Kirche der Herzegowina. Es gab und es gibt bis heute den "Fall Herzegowina". Und der belastet die Kirche sehr und steht ihren Bemühungen um Frieden in der Welt mehr im Wege, als es auf den ersten Blick scheint. Die Gospa hat nicht direkt auf diesen Punkt hingewiesen. Sie sagte damals zu Marija Pavlovic: "Es muss wieder Frieden auf der Welt geben." Aber dabei kommt der Kirche eine überragende Rolle zu! Ist sie doch nach einer Aussage des II. Vaticanum "gleichsam das Sakrament, dass heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit. " Die Kirche kann dieses Werkzeug für Versöhnung und Frieden in der Hand Gottes aber nicht sein, wenn sie in sich zerrissen ist und in sich selbst keine Einheit und keinen Frieden hat. Deshalb kommt nach den Worten des Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben TERTIO MILLENNIO ADVENIENTE zur Jahrtausendwende der Wiedervereinigung aller Christen höchste Priorität zu. Nur eine einige Christenheit kann die Welt so evangelisieren, dass diese an Christus glauben kann (Joh 17,21: alle sollen eins sein ... damit die Welt glaubt ...). Ebenso dringend wünscht der Papst ein Zusammenwirken der großen Weltreligionen, die sich so oft bekämpft und der Welt ein Gegenzeugnis zum Frieden gegeben haben. Wie aber, das ist die Frage, soll die Kirche das alles bewirken, wenn sie in sich selbst uneins ist? Von da aus wird verständlich, dass die Gospa in einer späteren Privatbotschaft, von der Vicka berichtet, gesagt hat, dass der Zwiespalt in der Herzegowina eine große Schande sei. Es gibt sicherlich noch andere Konflikte in der Kirche, die ebenfalls überwunden werden müssen, weil sie die Glaubwürdigkeit ihrer Friedens- und Versöhnungsversuche verdunkeln. Aber dieser "Fall Herzegowina" auf der Grenze zur Orthodoxie und zum Islam ist sicher besonders gravierend. Sollte es der Königin des Friedens also auch und nicht zuletzt um die Lösung dieses Konfliktes gehen, dann läge ihre Initiative haargenau auf der Linie des Papstes: von einer in sich geeinten Kirche über die Wiedervereinigung aller Christen zu einer neuen Evangelisierung, von einem Einvernehmen der großen Religionen zum Frieden unter den Völkern, zum Frieden auf der Welt. Noch einmal die Gospa: Es muss wieder Frieden auf der Welt geben. Wenn die Friedensbewegung von Medjugorje mit der Ausrichtung des Pontifikates von Johannes Paul II. so synchron zusammenläuft, ist das ein weiterer Beweis dafür, dass diese Bewegung geistlich und in der Kirche ist. Und ein weiterer Grund, dass sich die Kirche auf höchster Ebene damit befasst.

Was zu tun ist notwendig? Wir haben bisher vor allem über das gesprochen, was Rom tun müsste. Ein letztes Wort zu dem, was wir und alle anderen tun können, die sich in der Medjugorjebewegung engagieren. Das eine ist, dass jeder, so gut er kann, die Botschaften zu leben versucht, die die Königin des Friedens uns so geduldig und unermüdlich ans Herz legt. Ein anderes ist, dass wir in allen Medjugorjezentren und Gebetsgruppen darauf achten, dass die ursprüngliche Botschaft nicht verfälscht oder verdunkelt wird. Medjugorje ist nicht irgendeine fromme Gebetsbewegung. Ihr Programm ist nicht einfach das einer beliebigen Volksmission, wie sie von Zeit zu Zeit in unseren Gemeinden angeboten wird. Beten ist gut, fasten ist gut, zur Hl. Messe gehen ist gut, regelmäßig zur Beichte gehen ist gut, die Hl. Schrift lesen ist gut. Aber wenn wir nicht begreifen, dass es bei aller persönlichen Frömmigkeit umfassend um Frieden und Versöhnung geht, der hat den Kern der Botschaften von Medjugorje noch nicht richtig verstanden. Sicher geht es immer auch um "Rette deine Seele". Zentral für Medjugorje aber ist die biblische Botschaft: es geht Gott um die Einheit seines Volkes, um Frieden auf der Erde, um die Rettung der Welt.

Dirk Grothues, 1998

Dirk Grothues, geboren 1928, Priesterweihe 1955 in Münster, Deutschland. Kaplan in einer Arbeitergemeinde, Religionslehrer an Gymnasien, Seelsorger in einer Klinik für psychosomatische Medizin, beratende Dienste in Ehe- und Familienfragen, Spiritual bei geistlichen Gemeinschaften, von 1968 bis 1995 theologischer Mitarbeiter der Bistumszeitung "Kirche und Leben", Rektor im Provinzhaus der Vorsehungsschwestern in Münster. Erster Besuch in Medjugorje 1983. Seit 1987 geistlicher Beirat im "Zentrum Maria, Königin des Friedens, Medjugorje", Mitarbeit bei Theologischen Tagungen und Publikationen zu den Erscheinungen und Botschaften von Medjugorje.

 


 

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